Montag, 21. November 2016

Landschaftsbau auf der Carrerabahn - Die modulare Platte und die grobe Landschaftsstruktur erstellen

Liebe Carrerafans, Modellbauer, Hobbytuner, Elektronikverrückte,

ich widme mich heute einem Thema, welches der Großteil der Carrera Fans nicht immer mit voller Inbrunst verfolgt: Der Landschaftsgestaltung. Es gibt zwar ein wenig Zubehör – Tribünen, Boxengassen, Kartonmodelle usw. – von richtigem Landschaftsbau ist das aber alles weit entfernt.
Also schreibe ich kurz, was man für relativ kleines Geld alles so im Bereich Landscaping bewegen kann und dazu noch Top Ergebnisse erzielt.

Grundlagen:

Als erstes benötigt man natürlich den Platz, um die Bahn schön zu gestalten. Viele von uns arbeiten hier mit fest aufgebauten Platten in der Garage, im Keller, auf dem Dachboden etc.
Ich benutze seit Jahrzehnten eine andere Methode - sei es bei meinen ersten Carrerabahnen, meiner Modelleisenbahn oder bei meiner Panzerplatte. Zum Einsatz kommen immer Module die ich zusammen stecken kann. Bei Carrera ist das ganz besonder einfach, weil die Übergänge aufgrund des großen Schienenmaterials relativ einfach hinzubekommen sind. Aber über den Aufbau von Carrera Modulen schreibe ich ein anderes Mal. Grundsätzlich verwende ich Sperrholzplatte, die ich auf Holzleisten verschraube. Sie ist leicht, transportabel und stabil genug.





Der Einfachheit halber gehen wir einmal vom Endzustand aus: Fertige Module, die auf Holzböcken liegen und zusammengesteckt auf die Bahn warten.

Streckenbau
Layout. Erlaubt ist, was gefällt und in den gängigen Foren findet ihr Dutzende Tipps, was bei der Streckenführung beachtet werden soll. Nur ein Tipp von mir: Bevor ihr  mit dem Verschrauben und zementieren Eures Layouts beginnt. Testen, Testen, Testen! Nicht ist mühsamer als den Krempel nachher wieder zurück zu bauen.

Wenn Ihr Euer Layout gefunden habt, dann könnt Ihr die Strecke befestigen. 

Flache Streckenabschnitte befestigen:
Dazu reichen die normalen Carrera Schienenverbinder, die in die einzelnen Schienen gesteckt werden und mit der Platte verschraubt werden. Ihr brauch pro Schiene einen Verbinder. Immer abwechseln, also 1. Schiene Verbinder Innenseite, 2. Schiene Verbinder Außenseite usw...

Hügel und Überfahrten befestigen:
Die Sache ist ein bisschen Aufwendiger, aber auch hier kann man schnell und einfach Überfahrten bauen. Ich verwende einfachste Holzleisten, aus den ich mir U-Profile baue und unter die Bahn lege. In Kurven lege ich die Außenseite höher und sorge für minimales Banking (=Steilkurveneffekt).

Die Hölzer schraube ich von unten fest, dazu ist es hilfreich Löcher in die Holzleisten vorzubohren: Denkt daran, dass Ihr am Rand etwas überstehen lasst, um die Carrera Verbinder auch noch an den Holzleisten zu befestigen.
Sollte Ihr einmal nicht so genau gearbeitet haben, so kann man die Schienenverbinder auch einfach in die Schiene stecken und mittels ein langen Schraube die Schiene an der Platte fixieren.

Fahren, Fahren, Fahren: Es ist wichtig, dass Ihr während des gesamten Baufortschritts die Bahn testet. Es fällt einem nicht immer auf, dass man z.B. vergessen hat, bei der Kurven-Überfahrt eine leichte Neigung vorzusehen da sonst die Autos jedesmal aus der Spur fliegen und man mühsam korrigieren darf. Auch darf man nicht vergessen, dass es möglichst keinen millimeter Unterschied zwischen Randstreifen und Schiene geben darf. Das ist Abflugursache Nummer eins! Deshalb verwendet alle Schienenverbindung, die zwischen den Schienen und Randstreifen vorgesehen sind.

Das Verschrauben von Überfahrten, Tunneln und Steilkurven ist der fummeligste Teil am ganzen Projekt. Einfacher ist es natürlich, wenn Ihr Euch für eine Ebene Strecke entscheidet. Auch das sieht nachher ganz ordentlich auf, man bekommt sehr schön Struktur in die Streckenführung, wenn man 1-2 CM Holzlatte unterlegt und so der Strecke ein bisschen welliges Feeling verleiht. Darauf achten: Weniger ist mehr, also keinen Rüttelstrecke durch intensiven Einsatz von „Hubbeln“. Für 2 Zentimer Höhenunterschiede kalkuliere ich ca. 1 m Schienenlänge. Auffahrten können natürlich Steiler modelliert werden.

3.     Wenn Ihr Euren Rohbau fertig habt, geht es an den zweiten Teil: Die grobe Strukturierung der Bahn mittels Styropor und Co.

Styropor fürs Grobe, Styrodur/Depron fürs feine:

Planung: 
Verschwendet nicht allzuviel Zeit bei der Bahnplanung damit, wieviel Platz ihr für Gebäude, Boxengebäude etc. benötigt. Alles ist anpassbar. Einzige Ausnahme: Überlegt Euch Eure Boxengasse ganz genau. Nach langer Überlegung habe ich mich ganz pragmatisch für lediglich einen langen Streifen mit zwei aufeinanderfolgenden Tankplätzen entschieden. Und verzichtete ganz bewusst auf meine liebevoll konstruierte Boxenanlage aus längst vergangenen Carrera Universaltagen. Aber auch hier finde ich später noch eine Verwendung.


Einlassen/Nivellieren der Schienen.
Ein wichtiger Schritt für die Vorbereitung der landschaftlichen Gestaltungsmaßnahmen ist das Einebnen der Schienen. D.h. Schienen und Platte sollen eine glatte Einheit bilden. Auch hier gibt es 1000 Varianten, wie das erreicht werden kann. Manche lasse die Schienen komplett in die Bahn ein. Andere verlegen Rasenteppich drumherum. Wiederum andere verlegen eine zusätzliche Holzschicht- z.B. Laminat. Ich beschreibe hier die m.E. schnellste, leichteste und sparsamste Methode, die Bahn einzuebnen:
Wir nehmen uns 9 mm Depron Platten – bekannt aus dem Dämmstoffbereich – und dem Modellflugzeugbau. Die Platten legen wir unter die Schienen und schneiden mit einem scharfen Cuttermesser aus. Die Reste aufheben, benötigen wir später noch…
Bei der Methode muss die gerade verschraube Bahn zwar wieder an der ein oder anderen Stelle gelöst werden aber so bekommt ihr das exakteste Ergebnis. Achtet nur darauf, dass ihr nicht sämtliche fixierten Bahnelemente löst. Denk rdran, anschließend die Carrera Schienenbefestiger wieder zu verschrauben. Dort  wo die Schnienenbefestiger sind, schneidet ihr Freihand mit dem Cutter ein paar Löcher ins Depron.
Die Bilder zeigen, dass ich hier nicht komplett das Innenteil der Kurve mit Depron beklebt habe sondern einfach mit dünneren Schichten gearbeitet habe. Teilweise habe ich schon mit Heißluftfön Gipssputz ein wenig Struktur reingebracht. So arbeitet man sich Stück für Stück um die ganze Bahn.
Das Resultat ist eine perfekt eingebnete Bahn. Die Depron Platten klebt ihr mit UHU Por anschließend fest

Tunnel- und Mauerwerk:
Wie man aus Depron in Windeseile komplette Mauerstücke fertigt, habe ich hier beschrieben.
Diese Mauerstücke können verwendet werden, um bswp. Auffahrten zu verkleiden oder Tunnel zu erstellen.
Die Depronmauer kann einfach mit Uhu Por an der Carrera Schiene beklebt werden. Zweiseitig auftragen, trocknen lassen und nach 10 min feste zusammendrücken. Hält für die Ewigkeit!
Bei meiner Tunneldurchfahrt habe ich aus Stabilitätsgründen hinter das Depron noch ein Stück Schrankrückwand geklebt. Ist aber deutlich mehr Arbeit.
Die Blende vorne ist mit wenigen Tropfen Uhu Por angeklebt.






Landschaftsbau:


Grobe Felsen: 
Für meine Felsengestaltung habe ich ganz normale Styroporblöcke zum Dämmen aus dem Baumarkt gekauft und mit einem gezackten Brotmesser die grobe Kontur reingeschnippelt. Das ganz wird auf die Bahn gestellt und mit Styroporkleber oder Uhu Por verklebt. Ich empfehle eindeutig Uhu Por, der Kleber ist viel kräftiger und schneller zu verarbeiten als Styroporkleber aus dem Eimer. Die Bilder zeigen den Baufortschritt meiner Panzerplatte, die ich mittlerweile zu einem Carrera Modul umgebaut habe.

Wenn die grobe Landschaft steht folgt nun der entscheidende Schritt: Man nehme einen Heißluftfön, Bunsenbrenner oder ähnliches und verschmurgelt das Styropor so, dass nix mehr bröselt. Man kann hier relativ genau auch noch auf die Gestaltung Einfluss nehmen.




Aufsteigende Kurven einlassen:
Hier habe ich mehrere Schichten Depron ausgeschnitten und übereinandergeklebt. Anschließend mit Cutter und Heißtluftfön in Form gebracht.


Bemalung:
Für die Bemalung gibt es zwei Varianten:
Variante 1: Wir bemalen das Styropor direkt mit grau abgetönter Deckenfarbe.
Variante 2: Wir mischen uns mit Modellbaugips, Decken- und Abtönfarbe einen Strukturputz. Den Putz können wir relativ flüssig auftragen. Damit können die Felsen ein bisschen scharfkantiger modelliert werden.











Probiert einfach beides aus – auch beim abflämmen des Styropors muss geübt werden. Zu nah dran mit dem Heißluftfön und wir schmelzen in nullkommanix ein fulminantes Loch ins Werk.

Und Fertig: Wir haben jetzt eine komplette eingelassene Schienenlandschaft mit Styroprogelände, welches wir jetzt komplett nach allen Regeln der Modellbaukunst bearbeiten können. Davon mehr im nächsten Teil.

Vom Zeitaufwand habe ich ein halbes Wochenende für die grobe Gestaltung benötigt. Ohne Layouttest, Modulbau etc. Quick an Dirty oder die Huscheldibuschel wie meine bessere Hälfte sagt, verfeinern kann man später ja immer noch. Würde ich alles mit dem Maßband erledigen verdreifacht sich die Zeit beim Zusammenbau, das bleibt jedem selbst überlassen. Hier ein Blick auf das Endergebnis. Da ich ein bisschen benötigt habe, die optimale Reihenfolge zu ermitteln, sieht man also schon den Vorgriff auf die nächsten Baustufen



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